OpenStreetMap

Interessante Vorträge

Die folgende Auflistung basiert auf meiner persönlichen Präferenz und ist auf OSM zentriert. Es gibt (dem Programm zufolge) zwar auch im GIS-Track einige interessant klingende Vorträge, diese Videos habe ich jedoch noch nicht angesehen (während der Konferenz war ich am Donnerstag und Freitag im OSM-Track als Kameramann/Mixer).

Für Mapper eher uninteressant, aber als Einführungsvortrag für OSM-Neulinge ist Frederiks Keynote Nicht zuschauen – mitmachen! empfehlenswert.

Robert Klemm stellte seine Bachelorarbeit Automatisierte OSM Aufbereitung & Analyse von LKW-Mautstrecken in Deutschland vor.

Wer OSM-Daten analysiert, für den ist Claas Leiners Vortrag Daten aus OSM extrahieren und in QGIS weiterverarbeiten einen Blick wert.

Thomas Jakubicka von Mentz DV stellte in seinem Vortrag Indoor Routing in Gebäuden des öffentlichen Verkehrs auf Basis von OpenStreetMap-Daten vor, wie Mentz DV im Bereich des Indoor-Routings und der Indoor-Kartographie OSM nutzt.

Uneinigkeit im Publikum herrschte am Ende von Robert Buchholzs Vortrag FlatMatch – Online-Wohnungssuche mit OSM-Daten, ob eine Plattform, die Wohnungen in 3D in ihrer 3D-gemappten Umgebung darstellt, wirklich dazu führen würde, dass Vermieter ihre Umgebung mappen.

BRouter-Maintainer Arndt Brenschede berichtete in einem Lightning Talk über das intermodale Routing, welches er für BRouter implementiert hatte. In seinem Vortrag Neues zu BRouter ging er näher auf seinen Router und die Einbindung von BRouter in OsmAnd ein.

Für die Freunde freier Spiele präsentierte Tobias Knerr, der Maintainer von OSM2World, einen Workflow, wie man aus OSM-Daten mit OSM2World und Blender eigene Rennstrecken für das Open-Source Rennspiel SuperTuxKart erstellt.

Jochen Topf stellte neue Features in Taginfo vor und Roland Olbricht zeigte, wie man mit ein paar Overpass-API-Abfragen auf Schatzsuche in OpenStreetMap gehen und Tagging- und Mapping-Kuriositäten entdecken und daraus einen Reiseführer der anderen Art erstellen kann.

Da es zahlreiche Anwendungen gibt, die auf hoch aufgelöste Geländemodelle angewiesen sind, stellte Peter Barth seine Versuche zu Crowd-Sourced Elevation vor. Dabei geht es darum, wie man mit den Barometern in Android-Smartphones Geländehöhen ermittelt und somit horizontal besser aufgelöste Modelle als SRMT erstellen kann.

Alexander Lehner berichtete von seinen Versuchen, mit einem Kopter zu mappen.

Alle Vorträge gibt es auch als Dateidownload (HTTP, FTP auf den GWDG-Servern (Benennung erfolgt nach der Vortrags-ID). Die Videos (Youtube und Dateidownload) sind auch im Programm bei den einzelnen Abstracts verlinkt.

Zukunft der FOSSGIS-Konferenz aus OSM-Sicht

Die FOSSGIS ist eine Konferenz für zwei Themen – auf der einen Seite das dominante Thema Open-Source-GIS, auf der anderen Seite das Thema OpenStreetMap. Auf dieser FOSSGIS hat sich gezeigt, dass die FOSSGIS eigentlich keine Konferenz für die OSM-Community ist. Geschätzt waren von den über 410 Teilnehmern nur etwa 50 der OSM-Community zuzuordnen und dementsprechend leer waren auch die meisten Vorträge des OSM-Tracks. In Berlin waren gefühlt mehr OSMler auf der FOSSGIS, in Münster habe ich jedoch überwiegend nur noch alte Bekannte getroffen, die mir sonst auf Hackweekends begegnen. Es gibt mehrere Gründe dafür.

Zum einen spricht die Konferenz schon vom Namen her OSM-Aktive nicht besonders an. Bei allen Ablegern der State of the Map ist OSM das einzige und Hauptthema, bei der FOSSGIS kommt OSM nicht einmal im Namen vor. Dies hat auch mich 2012 und 2013 davon abgehalten, die FOSSGIS zu besuchen. Terminlich liegt die FOSSGIS auch sehr ungünstig für OSM-Aktive, die das meist als Hobby in ihrer Freizeit tun. Da geht man dann nicht einfach auf eine Konfernz, auf der OSM eine Randrolle hat und die auch noch von Mittwoch bis Freitag (früher Dienstag bis Donnerstag) stattfindet. Aus GIS-Sicht ist es verständlich, denn die meisten Teilnehmer der FOSSGIS ohne OSM-Bezug kommen aus beruflichen Gründen, sei es als Entwickler oder Nutzer (u.a. Behörden). Ein Community-Mitglied kostet solch eine Veranstaltung jedoch drei Urlaubstage!

Ein dritter und nicht zu vernachlässigender Punkt ist auch die thematische Ausrichtung der OSM-Vorträge. Viele Vorträge richten sich an Entwickler, Mapper sind aber häufig keine Entwickler. Dieses Problem haben auch die SotM-XX-Konferenzen. Ich selbst kann die “normalen Mapper”, die ich auf der SotM-EU in Karlsruhe getroffen habe und nicht direkt zum Orgateam gehörten, an einer Hand abzählen.

Nächstes Jahr wird es voraussichtlich keine FOSSGIS im herkömmlichen Format geben, denn der FOSSGIS hat den Zuschlag für die Ausrichtung der FOSS4G 2016 in Bonn bekommen. Die FOSS4G ist eine Konferenz zum Thema frei Software für GIS (also eine globale FOSSGIS ohne OSM-Track). Es handelt sich dabei schon aufgrund des Eintrittspreis nicht um eine Community-Konferenz (750 Dollar bei FOSS4G 2014 in Portland, in Bonn wird der Eintrittspreis auch im mittleren dreistelligen Eurobereich liegen).

Möglicherweise (?) wird es, angedockt an die GIS-Konferenz Agit in Salzburg, eine kleine FOSSGIS geben. Dort wird OSM jedoch noch exotischer sein als jetzt schon. Die Agit ist nämlich eine wissenschaftlich-proprietäre GIS-Konferenz.

Daher ist es an der Zeit, dass die OSM-Community im deutschsprachigen Raum sich veranstaltungstechnisch selbstständig macht und eine eigene Veranstaltung auf die Beine stellt. Nach sechs Jahren OSM+GIS auf der FOSSGIS hat sich jetzt meiner Meinung nach gezeigt, dass die Idee OSM@FOSSGIS aufgrund der oben genannten Gründe als gescheitert zu betrachten ist.

Eine OSM-Konferenz sollte sich jedoch nicht nur an Entwickler, sondern auch an unseren größten Schatz, die unzähligen Mapper richten. Das könnte zum Beispiel ein OSM-Barcamp sein oder ein Konferenzformat mit hohem Workshop-Anteil sein, denn ein Mapper möchte auch etwas praktisches von der Veranstaltung mit nach Hause nehmen. Ihn interessieren vermutlich nicht, wie man eine PostGIS-Datenbank optimiert, sondern, so glaube ich, eher für Workshops/Vorträge wie “Einführung in 3D-Mapping”, “ÖPNV für Mapper”, “Vier Editoren in zwei Stunden” oder “Wie erstelle ich ein erfolgreiches Proposal?”.

Disclaimer: Die Idee eines OSM-Barcamps stammt übrigens nicht von mir.

EDIT: Videolinks sind jetzt im Programm intergriert. EDIT 19. März 2015: Links zu Youtube-Videos korrigiert

Discussion

Comment from lxbarth on 15 March 2015 at 15:51

Danke für die Zusammenfassung!

Daher ist es an der Zeit, dass die OSM-Community im deutschsprachigen Raum sich veranstaltungstechnisch selbstständig macht und eine eigene Veranstaltung auf die Beine stellt.

Fänd ich gut. State of the Map Berlin 2016? :) https://blog.openstreetmap.org/2015/03/10/call-for-venues-for-sotm-2016/

Comment from Nakaner on 15 March 2015 at 22:18

@lxbarth: Ich glaube, dass eine deutsche SotM 2016 eher in Bonn als in Berlin stattfindet.

Comment from mgehling on 16 March 2015 at 08:37

Was ist schief gelaufen?

Die Idee, eine gemeinsame Konferenz zu machen, finde ich bis heute gut. Es gibt viele Schnittpunkte bei den Themen, die Konferenzorganisation funktioniert jedes Jahr und keine Gruppe fühlt sich unwohl bei den Gedanken, weitere Konferenzen durchzuführen.

Aber dennoch hatten viele Gespräche auf dieser Konferenz einen ähnlichen Tenor wie deine Zusammenfassung. Die FOSSGIS-Konferenz ist für viele OSM-Aktive (und dazu gehören auch alle Mapper) nicht attraktiv genug.

Die OSM-Community hat die Organisation jedes Jahr gerne genutzt, durch geringen Aufwand eine OSM-Konferenz zu bekommen. In der Organisation waren OSM-Aktive nur soweit beteiligt, als das deren Kenntnisse benötigt wurden. Es hat sich über die Jahre niemand gefunden, der aktiv die FOSSGIS-Konferenz organisiert und vor allem weiterentwickelt hat.

Möglichkeiten hätte es sicherlich gegeben. Aber niemand war oder ist da, der das macht.

Es gibt aber viele OSM-Aktive, die gerne helfen. Das kann man jedes Jahr bei der Videoaufzeichnung sehen. Da werden Vorträge in drei Räume gleichzeitig aufgezeichnet und Stunden später liegen die Vorträge geschnitten, mit Metadaten versehen in vier Formaten zum Anschauen bereit.

Wenn sich also niemand findet, der die Fossgis-Konferenz weiterentwickeln will, gibt es nur noch eine Möglichkeit. Eine eigene OSM-Konferenz.

Diese wird von der OSM-Community organisiert. Sie findet an einen Wochenende statt. Also Fokus ist OpenStreetMap und Wochenende.

Alle anderen Dinge - Name, Form, Ort, Art dürfen diejenigen bestimmen, die das Event machen.

Ich hätte auf jeden Fall Lust und würde helfen.

Comment from derFred on 17 March 2015 at 08:50

Das kann man jedes Jahr bei der Videoaufzeichnung sehen. Da werden Vorträge in drei Räume gleichzeitig aufgezeichnet und Stunden später liegen die Vorträge geschnitten, mit Metadaten versehen in vier Formaten zum Anschauen bereit.

wer immer das auch macht, HERZLICH DANK dafür!

Comment from escada on 19 March 2015 at 16:52

it seems like all your links point to the same presentation

Comment from Nakaner on 19 March 2015 at 17:37

@escada: fixed. It looked like a copy-paste error

Comment from escada on 20 March 2015 at 19:38

Thanks !

Comment from tbsprs on 20 March 2015 at 21:55

… Terminlich liegt die FOSSGIS auch sehr ungünstig für OSM-Aktive, die das meist als Hobby in ihrer Freizeit tun …

Ich denke, dass die FOSSGIS sehr viel mehr bei angestellten OSM-Aktiven kann, wenn sie sich um die Anerkennung als Bildungsurlaub bemüht. Davon profitieren beide Seiten. Arbeitnehmer haben gesetzlichen Anspruch auf zusätzliche freie Tage und die FOSSGIS kann offensiv mit diesem attraktiven Merkmal werben.

https://twitter.com/tbsprs/status/552131019219165184

Comment from !i! on 6 April 2015 at 19:38

Hallo Nakaner,

hab vielen Dank für deine Zusammenfassung, die ich leider erst jetzt genauer eingehen kann. Schon für die Konferenz fehlte mir die Zeit und nun braucht es schon Feiertage um mal die ganzen Blogs durchzugehen ;-)

Ich halte deine Analysen prinzipiell für gar nicht falsch, doch bezweifle ich auch etwas, dass “Normalmapper” wirklich interessiert an einer Konferenz sind. Ich mein, vergleiche doch mal die Zahl der Beitragenden, mit den Aktivitäten in den (lokalen) Mailinglisten, Foren, Wochennotiz, Podcast oder auf Mappingparties. Da vermute ich, dass wir (die Community) wirklich viele Leute haben, die sehr gerne und auch regelmäßig mappen, die aber vielleicht eher nicht den Anspruch haben darüber hinaus noch intensiver in die Kommunikation / Aktivitäten mit anderen einzusteigen. Vielleicht ist das ja auch gar nicht schlimm, nur würde das eben eher gegen eine eigene OSM-Konferenz und die damit verbundenen Erwartungen sprechen. Nicht jeden ist das Hobby eben so viel “wert”, dass er für ein Wochenende durch ganz Deutschland tourt ;-)

Persönlich sehe ich die technische Ausrichtung nicht unbedingt als ein Manko, aber ich bin eben auch an der Technik interessiert. Wenn man die weglassen würde, was sollte dann der Inhalt sein? Lokale Gruppen und ihre Probleme, Tagging diskussionen, … erscheinen mir besser aufgehoben auf anderen Plattformen, insbesondere wo sich Leute nicht physisch an die Gurgel gehen können ;-)

Wenn man damit vielleicht erstmal akzeptiert, dass eine eigene Konferenz nicht unbedingt notwendig oder auch leistbar ist, kann man ja auch über den Partner nachdenken. Nach einigem grübeln denke ich, dass die freie GIS-Szene uns und dem Mitmach-Gedanken wohl wirklich am nächsten stehen. Im deutschsprachigen Raum landen wir damit dann beim FOSSGIS und quasi zurück auf Los.

Vieleicht nochmal der Hinweis (ich wußte das früher ja auch nicht), dass man den FOSSGIS e.V. ja wirklich auch mitgestallten kann (ohne Mitglied zu sein) und das Hilfe dort auch wirklich dringend gebraucht wird (Technik, Konferenz-Orga, …). Eigentlich schirmt sich FOSSGIS auch gar nicht so ab, wie man durch die Vereinsstruktur vermuten lässt. Siehe auch diesen OSM Podcast und diesen Talk. Und das Knowhow und die Connections die über die Jahre bei der FOSSGIS Konfernez gesammelt wurden sind ja auch nicht zu verachten. Wie Marc schon sagte, sind wir so bisher eigentlich immer von der Ausführung ganz gut gefahren. Aber klaro kann / sollte das ausgebaut werden :-)

Vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit für Haralds OSM Umfragetool um Ursachen und mögliche Lösungen zusammen mit der Community zu analysiere?

Log in to leave a comment